Die Frage nach christlichen Überlebensgemeinschaften will ich hier in einem eigenen Beitrag aufgreifen und ein kleines Bißchen ausführen.
Den Gedanken daran trage ich ob seiner offenkundigen Dringlichkeit eigentlich ständig bei mir. Ob daraus allerdings je mehr wird als ein frommer Wunsch, das vermag ich nach wie vor nicht zu sagen. Wobei zu unterscheiden ist: kein frommer Wunsch sollte es für jeden von uns sein, Familienangehörige und / oder Glaubensgeschwister zu finden, mit denen er sich in Zeiten der Not zur gegenseitigen Hilfe zusammentun kann. Das halte ich definitiv nicht für einen frommen Wunsch, sondern für ein absolutes Muß, wenn denn die Chance besteht, das umzusetzen. Ich befürchte, daß aber auch dieses absolute Muß für Manchen ein frommer Wunsch bleiben wird, weil sich vielleicht nicht für jeden die Möglichkeit der Umsetzung bietet. Manchmal können wir auch das Allernötigste nicht realisieren. Wir sollten es aber als Allernötigstes erkennen und entsprechend nach Kräften bemüht sein, es so gut wie möglich zu erreichen.
Ein zugegebenermaßen deutlich höheres Ziel wäre eine echte christliche Überlebensgemeinschaft, die eingebettet in einen Kreis von Ehepaaren und Familien auch vereinsamten wie kranken und alten Geschwistern eine geistliche Gemeinschaft und Hilfe bietet. Dieses Ziel hat zwar im Moment noch eher den Charakter eines frommen Wunsches. Aber dem Herrn ist kein Ding unmöglich, und wenn er will, kann er fromme Wünsche wahr werden lassen.
Ich denke bei einer christlichen Überlebensgemeinschaft ganz und gar nicht an eine christliche Kommune oder ähnliches. Wichtig ist, daß ein solches Modell flexibel ist und den Realitäten Rechnung trägt. Dazu gehört z.B., daß jeder sein eigenes Areal seinen Bedürfnissen entsprechend oder zumindest seine eigenen vier Wände hat. Diese Notwendigkeit ergibt sich nicht nur als eine Folge des fortgeschrittenen Individualismus. Sie ist auch eine logische Konsequenz der negativen Erfahrungen, die wir wohl alle mit Mitmenschen, auch mit Christen, oder solchen, die es vorgaben, zu sein, gemacht haben. Wenn ich allein an das denke, was ich in den letzten Jahren und Jahrzehnten an Psychoterror, Intrigen, Machtkämpfen bis hin zu Hass mit absolutem Vernichtungswillen von Seiten sogenannter „Brüder im Herrn“ erlebt habe, dann habe ich Null Bereitschaft, mich auf eine Lebensgemeinschaft einzulassen, die mir nicht zugleich auch völlige Freiheit läßt. Im Zweifel auch die Freiheit, die Tür hinter mir zuzumachen und ganz „unchristlich“ zu sagen: „Ihr könnt mich alle mal.“ In einer christlichen Überlebensgemeinschaft, wie sie mir vor Augen steht, hat jeder völlige Freiheit und seinen eigenen Rückzug- und Lebensraum. Aber die räumliche Nähe zu den Geschwistern ermöglicht es auch jederzeit, Gemeinschaft zu haben und sich gegenseitig helfend zur Seite zu stehen.
Das schließt nicht aus, daß für Einzelne, die das wollen, auch Wohngemeinschaften dabei sein können.
Im Blick auf die Realisierung sehe ich vor allem zwei Hemmnisse. Das Erste ist, ohne jeden Anflug von Kritik, daß wir uns alle sehr schwer tun, aus unseren gewohnten Verhältnissen auszubrechen. Dem stehen zumeist auch ganz handfeste Wirklichkeiten entgegen: Beruf, familiäre Verhältnisse, finanzielle Verhältnisse etc. etc. etc.. Ohne allzu große Probleme ihre Zelte abbrechen und woanders neu aufschlagen können zumeist nur rüstige (Früh-) Rentner, die über die entsprechenden Mittel verfügen. Für den ganzen Rest braucht es schon ein paar ordentliche Verrenkungen, um so etwas auch nur konkreter anzudenken, geschweige denn umsetzen. Und familiäre sowie eventuelle gemeindliche Beziehungen haben wir da noch völlig außen vor gelassen.
Das Zweite ist, daß es einen Anfang, ein Konzept, eine konkrete Verwirklichungsmöglichkeit gibt. Da hat der Herr bisher noch keine Tür aufgetan. Ich baue ungern Luftschlösser. Mein Weg ist immer der, daß der Herr mir irgendwas in die Hand gibt. Von diesem Anfang gehe ich dann weiter und entwickle die Dinge dann so, wie der Herr die Türen dafür auftut und Möglichkeiten schafft. Aber außer ein paar grundsätzlichen Ideen hat mir der Herr bisher dafür noch nichts in die Hände gelegt. Dieser Tage erst sagte ich vor der Wegfahrt von unserer Eichenauer Kirche zu Birgit, meiner Frau: Hätten wir das Geld gehabt, dann hätten wir vor einigen Jahren ein erstes Haus unmittelbar neben der Kirche kaufen können. Dieses Haus hatte ich eigentlich vom ersten Tag in der Eichenau im Blick. Es wäre ideal für einige ältere Geschwister gewesen, alles ebenerdig. Und jetzt ein anderes Haus, das derzeit ebenfalls in direkter Nachbarschaft zur Kirche zum Verkauf steht. Solche Objekte wären z.B. ein idealer Anfang für eine christliche Überlebensgemeinschaft in Verbindung mit unserer Riedlinger Gemeinde (gewesen). Oder ich denke an eine Stiftung oder ähnliches, die mit genügend Finanzen ausgestattet Immobilien oder Grundstücke erwerben und bereit halten könnte für Menschen, die dann willens und in der Lage sind, sich in einer solchen Gemeinschaft niederzulassen und einzubringen. Wenn eine solche Stiftung oder Gemeinschaft (finanz)stark genug ist, dann kann sie auch (finanz)schwache Geschwister in ihre Überlebensgemeinschaft aufnehmen und in Zeiten der Not mittragen.
Wobei ich von Reißbrettszenarien wenig halte. Mir war und ist in allen Dingen ein natürliches und organisches Wachstum wichtig. Deshalb entwerfe ich keine großen und konkreten Pläne und Szenarien, sondern gebe Gedankenanstöße. Und dann warte und bete ich und beobachte, ob Geschwister diese Gedankenanstöße aufgreifen, ob der Herr etwas in Gang setzt oder auch nicht. Denn am Ende muß es von ihm sein und nicht von uns!
Und diejenigen, die dann möglicherweise zusammenfinden sollen, müssen geistlich wie auch menschlich! zueinander passen. Sonst sind üble Konflikte vorprogrammiert. Denn das ist klar: je enger man miteinander zusammenlebt, um so übler werden Konflikte, wenn sie erst mal ausbrechen. Deshalb kommen für solche Überlebensgemeinschaften nur Menschen in Frage, die in demütiger Liebe, in Frieden und vor allem in Wahrhaftigkeit!!! zum Wohl der Andern und zur Ehre des Herrn miteinander und füreinander leben wollen.
Ein paar Interessenten an einer solchen christlichen Überlebensgemeinschaft sind mir schon bekannt. Warten wir ab, ob es noch mehr werden und ob der Herr eine Tür dafür auftut.